Die Loewin aus Cinque Terre by Felicitas Mayall

Die Loewin aus Cinque Terre by Felicitas Mayall

Autor:Felicitas Mayall [Mayall, Felicitas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-20T21:57:21+00:00


Meine Schwester ist verrückt. Ich hätte geholfen, wenn sie normalen Freund hätte, nicht Kurden!»

«Mein Gott!» Laura seufzte. «Geh einkaufen. Ich werde mich nachher bei euch melden. Die Sache mit dem Kurden ist sowieso aus, und ich kann euch garantieren, dass Ülivia noch Jungfrau ist. Sie hat viel zu viel Angst, um solch gefährlichen Dinge zu tun.»

Harun wurde rot.

«Du musst nicht rot werden. Du weißt genau, worum es geht. Schließlich bist du verheiratet!»

Laura ging weiter und ließ die junge Türkin stehen.

Ülivia ging es ein bisschen besser, wenigstens körperlich. Jetzt war es mehr der Liebeskummer, der ihr zu schaffen machte. Inzwischen war ihr klar, dass Riza Talabani den totalen Rückzug angetreten hatte.

Er war nicht dumm und hatte keine Lust, sich mit einer ganzen türkischen Sippe anzulegen. Versunken in ihren Schmerz, verweigerte Ülivia jede Nahrung, trank nur etwas Tee oder Saft.

Lauras Nachbarin Terese hatte es eilig, wieder fortzukommen.

«Jede Menge Vorbereitungen für Neuseeland!»

Schon war sie an der Tür.

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«Halt mal! Ich möchte dir danken», rief Laura.

«Und ich will auch was wissen.»

«Was denn?» Terese blieb stehen, wuschelte mit den Fingern durch ihre dichten blonden Ponyfransen.

«Was willst du eigentlich in Neuseeland machen?»

«Keine Ahnung», lachte die junge Frau. «Vielleicht eröffne ich einen Buchladen, oder ich hüte Schafe, gehe fischen, bringe den Neuseeländern Deutsch bei und such mir einen schönen Maori!»

«Und die lassen dich einfach so ins Land?»

«Na ja, ich habe beste Voraussetzungen: Ich bin weiß, vierunddreißig Jahre alt, Buchhändlerin und Bibliothekarin mit hervorragenden Kenntnissen der englischen Literatur. Offensichtlich brauchen die gerade so was!»

«Falls die auch Kriminaler brauchen, lass es mich wissen.»

«Du?» Terese lachte laut. «Du gehst doch nie weg aus München!»

«Woher willst du das wissen?»

«Deine Kinder, deine Arbeit, dein Vater … sogar deine Nachbarn! Du bist derartig verbandelt, dass du hier nie weggehen würdest! Ciao, ich muss jetzt wirklich los!»

«Ciao», murmelte Laura, ging langsam in die Kü-

che und blieb ein bisschen verloren vor dem Kühlschrank stehen. Es war sehr ruhig in der Wohnung, so ruhig, dass ihr das Ticken der Küchenuhr unangenehm laut erschien. Luca und Sofia waren noch nicht zu Hause, Ülivia rührte sich nicht. Es war schon eine 247

Weile her, dass Laura so etwas wie Stille wahrgenommen hatte.

War es für andere tatsächlich undenkbar, dass sie, Laura, ihre Stadt verlassen könnte? Plötzlich kam sie sich alt und festgefahren vor. Hätte sie Lust, nach Neuseeland auszuwandern? Eigentlich nicht – sogar ganz sicher nicht! Absolut nichts verband sie mit den Inseln am Ende der Welt. Sie kannte dort keinen Menschen, aß nicht einmal gern Kiwis, musste über diesen Gedanken lächeln. Nein, sie brauchte Neuseeland nicht, hatte ja gerade vor zweieinhalb Jahren ein neues Leben angefangen – zwar in der alten Wohnung, in der alten Stadt, aber trotzdem neu. Allein erziehende Mutter eben. Seitdem hatte sie keine Zeit mehr zum Nachdenken, das Leben zu überdenken.

Trotzdem irrte Terese. Seit Laura Angelo kannte, stahlen sich immer wieder aufrührerische Gedanken in ihren Alltag. Es waren Vorstellungen einer neuen, unbekannten Freiheit, der Wunsch, alles aufzugeben, die Kinder zu Ronald zu schicken und nach Italien zu ziehen. Einfach leben, diese kostbare Begegnung ausleben. Hin und



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